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Kann KI schreiben? Gedanken, Fragen und ein Versprechen

Kann eine künstliche Intelligenz so schreiben, dass man ihre Texte von denen eines Menschen nicht unterscheiden kann? Wird sie uns menschliche Texter:innen eines Tages womöglich gar ersetzen? Fragen, die die Blogparade „Texten mit KI - Kuriosität oder Zukunftstrend?"meiner Kollegin Nicole Isermann aufwirft.  Ein paar Gedanken und Fragen dazu - und ein Versprechen!

Die Texterin und der Science-Fiction-Fan

Roboterhand berührt menschliche Hand, im Hintergund eine Tastatur und eine Kugel mit Nullen und Einsen
Kann eine KI schreiben wie ein Mensch?

Die Texterin in mir schreit: Niemals! Niemals wird eine KI uns ersetzen können! Aber es gibt sie: KI-Textgeneratoren im Netz und von künstlichen Intelligenzen verfasste Texte. Also muss wohl irgendetwas irgendwie funktionieren. Oder?

Der Science-Fiction-Fan in mir kann sich bei aller Voreingenommenheit einer gewissen Faszination nicht erwehren. Die legendären Robotergesetze von Isaac Asimov, Commander Data aus „Star Trek - Next Generation“, der fast unlösbare Kriminalfall in „I, Robot“ wirbeln durch meinen Kopf. Wie ist das denn nun mit den KI-Texten? Wie geht die KI beim Schreiben vor? Gibt es eine Art Turing-Test für Texte, anhand dessen man zweifelsfrei feststellen kann, ob ein Mensch oder eine Maschine geschrieben hat? Und: Kann eine KI kreativ sein?

Wie brieft man eine künstliche Intelligenz?

Zuerst wüsste ich ja wirklich gerne, wie die künstlichen Intelligenzen beim Schreiben - oder besser Texten - vorgehen. Dass sie ein Briefing brauchen, liegt auf der Hand. Das brauche ich auch. Aber hier fängt es schon an. Die KI-Textgeneratoren bieten ein Eingabefenster, in das man je nach Generator eine Überschrift, ein paar wenige Sätze Inhalt und/oder ein paar Keywords eingeben muss. Kann das ausreichen? Ich kann mit meinen Kund:innen telefonieren oder Mails austauschen. Ich höre ihre Stimme, bemerke Zwischentöne, lese zusätzlich andere Texte des Unternehmens, erkenne nach und nach eine Art Stimme des Unternehmens, die Brand Voice, das Corporate Wording. Im Verlauf des Briefinggesprächs kann ich nachhaken, um etwas genauer zu verstehen, einen Gedanken zu vertiefen. Ich kann zwischen den Zeilen hören. Die KI nicht. Punkt für mich

Einige Seiten weisen darauf hin, dass kein Wissen generiert werden könne. Ich nehme an, damit ist gemeint, dass die KI nicht selbstständig Informationen recherchieren kann. Je nach Auftrag kann die Recherche aber ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit als Texter:innen sein. Gerade bei Blogartikeln: Wie soll ein Artikel sonst einen Mehrwert bieten? Diese Arbeit kann mir die KI nicht abnehmen, wie es aussieht. Punkt für mich.

Wie schreibt eine künstliche Intelligenz?

Wie schreibt denn nun eine KI? Ich finde dazu nicht viel. Nur recht vage Hinweise darauf, dass die KI das Internet nach den im Briefing eingegebenen Wörtern absucht. Aha. Sie findet häufige Kombinationen von Wörtern und stellt daraus einen Text zusammen. Auch wenn die Anbieter garantieren, dass sie unique content erzeugen - inhaltlich kann dabei doch nicht viel anderes herauskommen als eine Rekombination schon existierender Texte bzw. Gedanken. Mit der Kreativität ist es dann nicht so weit her. Wieder ein Punkt für menschliche Texter:innen.

Was mir aufgefallen ist: In vielen der Webtexte - ich meine die Texte, mit denen die Anbieter von KI-Textgeneratoren ihr Angebot erklären und bewerben, nicht eventuelle KI-Beispieltexte - finde ich viele Fehler. Sowohl im Fließtext als auch in den Überschriften. Teilweise sieht es nach Keyword-Stuffing aus, wenn zum Beispiel die Phrase „Künstliche Intelligenz Text schreiben lassen“ immer wieder genau so, ohne jegliche Flexion, auftaucht. Teilweise sind es Grammatikfehler oder Ungenauigkeiten, wenn zum Beispiel die Ansprache der Leserin häufig zwischen „du“ und „Sie“ wechselt.

KI-Texte: Nie ohne Überarbeitung

Immerhin weisen praktisch alle Anbieter, deren Seiten ich mir angesehen habe, ausdrücklich darauf hin, dass die KI-generierten Texte mehr oder weniger stark überarbeitet werden müssen. Denn so gut sind die KIs noch nicht, dass die Texte sofort komplett fehlerfrei und inhaltlich sinnvoll sind. Natürlich werden sie mit der Zeit besser werden, das ist klar.

Mal davon abgesehen, dass Texte in mangelhafter Qualität nie gute Werbung sind, schon gar nicht auf einer Texterseite und natürlich ebenso wenig auf einer Seite für KI-Textgeneratoren: Ist das möglicherweise das, was die KI ausgespuckt hat, sofern die Anbieter ihre eigene KI zum Texten nutzen? Oder ist das schon die „überarbeitete“ Version? Haben die Anbieter vielleicht ihren eigenen Rat nicht beherzigt und die Texte gar nicht überarbeitet? Ihre Texterin wird Ihnen ganz sicher keinen Text schicken, ohne ihn in Ruhe überprüft und überarbeitet zu haben. Noch ein Punkt für die Texterin, die auch Lektorin ist!

Das Schreiben in Zeiten der künstlichen Intelligenz

Auf diese Art von Fehlern und Unstimmigkeiten aufmerksam geworden, fallen mir ähnliche Probleme in einem zufällig angeklickten Webartikel zu einem ganz anderen Thema auf. Bis vor kurzem hätte ich einfach an eine schlechte Übersetzung gedacht. Aber vielleicht ist es ja ein KI-Text! Plötzlich sehe ich überall solche Texte. Oft ist ihre Grammatik nicht falsch, aber etwas daran wirkt trotzdem ungewöhnlich. Irgendwie unbeholfen. Auch die Fakten sind korrekt, aber in einer banal-neutralen Sprache formuliert. Sind wirklich schon so viele KI-generierte Texte in der Welt?

Wenn die KI von Texten im Internet lernt und das selbstständige Lernen häufiger Wortkombinationen auch, sagen wir, Auswirkungen auf die Grammatik mit sich bringt, dann kommt noch ein Aspekt hinzu: Die KI stößt mit Sicherheit - so wie ich beim Durchscrollen durch die Anbieterseiten auch - auf eine Menge suboptimaler ki-generierter Texte. Reproduziert sie dann nicht auch deren Fehler, deren grammatikalische Unbeholfenheiten? In einer endlosen Abwärts-Spirale der Textqualität? Und wird sich das auch auf die Qualität menschengeschriebener Texte auswirken? Denn das Lesen beeinflusst das Schreiben. Bei professionellen Texter:innen und Autor:innen wird die Qualität der Texte sicherlich nicht abnehmen (Punkt für uns!), aber bei anderen Schreibenden?

Text generieren ist nicht schreiben

Ein gut geschriebener Text hat eine Tonalität, eine Schreibstimme, er wirkt nicht wie lieblos dahingetippt, sondern drückt etwas aus, hat einen roten Faden, einen Stil, eine Haltung. Vielleicht können wir uns darauf einigen: Eine KI kann Texte generieren, aber sie kann nicht texten oder gar schreiben im eigentlichen, tieferen Sinn. Vielleicht wird sich das irgendwann ändern. Aber ich bin ziemlich sicher, dass es für künstliche Intelligenz aussichtsreichere Anwendungsfelder gibt, in denen sie wirklich von Nutzen sein können, als ausgerechnet das Texten.

Mein Versprechen an Sie: Text von einem Menschen für Menschen!

Eins kann ich Ihnen jedenfalls garantieren: Wenn ich für Sie einen Text verfasse, dann können Sie sicher sein, dass ich, ein Mensch, eine professionelle Texterin, ihn geschrieben habe und keine künstliche Intelligenz! Sie möchten so einen menschengeschriebenen Text von mir für Ihre PR, für Ihre Unternehmenskommunikation? Dann setzen Sie sich gerne mit mir in Verbindung!

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Kommentare: 2
  • #1

    Susan Beer (Dienstag, 08 November 2022 08:33)

    Ich habe bei meinem Artikel ja KI ausprobiert (das.wappentier.de)
    Was ich an deinem Artikel aber super spannend fand:wie unterschiedlich das Briefing ist und wie viel mehr du schon dort als menschliche Texterin leistest. Das hat mir ganz neue Einsichten zu dem Thema gegeben. Ich denke, für Texte, die nicht professionell geschrieben werden, ist es unter Umständen eine Bereicherung, wenn eine Firma aber einen wichtigen Text braucht, dann macht eine professionelle Texterin den entscheidenden Unterschied.
    Liebe Grüße Susan

  • #2

    Valerie (Samstag, 12 November 2022 22:21)

    Liebe Birgit,

    stimme dir 100 Prozent zu! Wofür ich KI allerdings durchaus sehe: Teaser-Texte für Blogartikel oder Intros. Die KI kann aus meinem eigenen Text einen Vorspann generieren, das könnte ich mir noch vorstellen. Ansonsten sehe ich es wie du, "Text generieren ist nicht schreiben", das hat mir sehr gut gefallen.

    Grüße
    Valerie