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Warum ich am NaNoWriMo teilgenommen habe und was das meinen Kunden bringt

Update 07.10.2023

Seit diesem Blogartikel ist viel passiert - das Wichtigste davon im Hinblick auf mein NaNoWriMo-Projekt: Ich habe einen Verlag dafür gefunden! Und inzwischen darf ich mehr dazu verraten. Der Roman, den ich im NaNoWriMo 2022 angefangen habe, heißt "Weltenfäden" und wird am 11. Juni im Genre Jugendfantasy im Novel Arc Verlag erscheinen.  


Eine Idee, 30 Tage, 50.000 Wörter, Tausende Schreibende auf der ganzen Welt, ein Ziel - was für eine intensive Zeit der November ist, wenn man am National Novel Writing Month teilnimmt! Während ich Anfang Dezember wieder zu Atem kam und noch darüber nachdachte, meine Erfahrungen damit in einem Blogartikel zu verarbeiten, begegnete mir der Aufruf der Meeresträumerinnen zur Blogparade über den NaNoWriMo. Und so ist dieser Artikel mein Beitrag dazu!

Was ist denn der NaNoWriMo?

Ich verschiebe die Definition mal kurz und sage es so: Der NaNoWriMo, das ist für mich eines dieser Phänomene, für die ich das Internet liebe! Wenn es nämlich eine spannende und motivierende Schnittstelle zwischen Online und Offline bietet. Wenn es Menschen auf der ganzen Welt zusammenbringt. Wenn es eine Community bietet, die zum Austausch, zum gegenseitigen Anfeuern und Mitleiden anregt und neue Bekanntschaften daraus entstehen.

Grafik mit stilisierten Blüten und Bleistiften, Text: Wood sorrel for joy. WRITER. NaNoWriMo 2022.
Motivationsschub: Beim Anmelden gibt's schon ein Banner! Image courtesy of NaNoWriMo.

Der NaNoWriMo ist der November: der National Novel Writing Month! Obwohl er inzwischen eigentlich „International Novel Writing Month“ heißen müsste, denn es schreiben Autor:innen auf der ganzen Welt mit. Es ist ein Monat, der dem Schreiben eines Romans gewidmet ist. Denn dafür ist im Alltag neben Arbeit, Haushalt und Privatleben wenig Zeit. Im November versucht man, sich die Zeit dafür bewusst zu nehmen - unterstützt und motiviert durch das Wissen, dass viele andere auf der Welt das auch gerade tun.

 

Es gibt eine Website, auf der man sich anmelden und seinen Roman als Projekt anlegen kann. Und schon geht es los! Das „offizielle“ Ziel für den NaNoWriMo ist es, in den 30 Tagen des November 50.000 Wörter zu schreiben. Nicht auf der Website, sondern in Word, in einer Autorensoftware oder auch mit der Hand. Ganz wie man am liebsten schreibt - Hauptsache, man schreibt. Und zählt die Wörter, um zu verfolgen, wie das Ziel langsam näher rückt. Am Ende des Monats hat man einen ersten Entwurf (oder einen Teil davon) und kann ans Überarbeiten gehen.

Mein 2. Versuch: NaNoWriMo2022!

Vor zwei Jahren habe ich schon mal einen halbherzigen Versuch gemacht, am NaNoWriMo teilzunehmen. Um es mal auszuprobieren. Ich hatte damals eine vage Idee für einen Science-Fiction-Roman im Kopf, aber noch keine rechte Vorstellung von der Handlung. Ich habe schnell gemerkt, dass ich nicht gut vorankomme, wenn ich noch gar nicht weiß, wohin die Reise geht. Schon gar nicht, wenn ich versuche, 50.000 Wörter zu schaffen - das ist eine ganze Menge, und das klappt nur, wenn ich wenigstens bis zu einem gewissen Grad weiß, was ich schreiben will.

Seit 2020 hatte ich noch ein, zwei weitere Romanideen. Eine davon hätte zusätzlich viel Recherche erfordert, die ich noch nicht fertig hatte - also wieder ein Himmelfahrtskommando, von dem ich erstmal die Finger gelassen habe. Im Oktober kam dann eine weitere Idee angeflattert. Hier war weniger Recherche nötig, und ich hatte eine klarere Vorstellung von der Geschichte. Und zwei Hauptfiguren hatte ich auch schon im Kopf. Also habe ich den Rest des Oktober genutzt, um die Idee noch ein bisschen weiterzuspinnen und ein bisschen zu plotten, also die Handlung des Romans zu planen. Und dann habe ich den Versuch gewagt, das Projekt eingetragen und am 1. November begonnen zu schreiben!

Warum im NaNoWriMo schreiben und nicht einfach so?

Ich finde die Idee reizvoll, dass in dieser Zeit überall auf der Welt Menschen an ihren Romanen arbeiten. In Australien zum Beispiel, wo der Monat ein paar Stunden früher beginnt als für mich. In den USA, wo er eine ganze Weile später endet als hier. Wahrscheinlich gab es im November keine Minute, in der nicht irgendwo irgendjemand an seinem NaNo-Projekt gearbeitet hat. Was für eine Welle der Kreativität ist da um unseren Erdball geschwappt!

Auf der Website selbst ist es natürlich sehr motivierend, seine aktuellen Wortzahlen einzutragen und zu beobachten, wie sich die abgebildete Kurve nach und nach Richtung 50.000 schraubt. Es gibt virtuelle Abzeichen, die man für verschiedene Meilensteine auf dem Weg gewinnen kann. Dann bietet der NaNoWriMo eine ganze Menge Möglichkeiten, sich mit der Community zu vernetzen. Denn gemeinsam schreibt sich's leichter! Es gibt eine Facebook-Gruppe, auf Twitter werden Word Sprints (auf Englisch und auf Deutsch) veranstaltet, es gibt Foren auf der NaNo-Website und es gibt regionale Gruppen. Ich war gespannt auf den Austausch, das Miteinander, das Einander-Mitziehen und das gegenseitige Beraten. 

 Und dann ist da ja noch der Rest des Lebens. Arbeit, Haushalt, Privatleben und was so dazugehört. Ich wusste, dass es nicht leicht ist, zwischen Kundenaufträgen, Buchhaltung und all den vielen kleinen Aufgaben, die zum Leben als selbstständige Texterin und Lektorin dazugehören, genug Zeit zum Schreiben eigener Projekte zu finden. Ich komme ja manchmal kaum zum Bloggen! Deshalb erhoffte ich mir von dem begrenzten und konzentrierten Zeitraum eines Monats, dass ich mir diese Zeit nehmen würde - um mein persönliches Ziel zu erreichen. 

Wie lief mein NaNoWriMo?

Ich habe mich für das „offizielle“ Ziel der 50.000 Wörter entschieden und das für mein Projekt festgelegt. Aber ich war nicht sicher, ob ich es erreichen könnte! Am Anfang des Monats musste ich erstmal hineinkommen in eine Art Schreibrhythmus zusätzlich zu allem anderen. Und mich ein bisschen in die Geschichte einfinden. Dementsprechend waren meine ersten Tagesergebnisse nicht so berühmt. Aber ich habe gleich von Anfang an versucht, jeden Tag zu schreiben und die Wortzählung zu aktualisieren. Wenn das klappt, dachte ich, dann habe ich wenigstens die virtuellen Abzeichen für das tägliche Schreiben, wenn auch vielleicht nicht das eigentliche Ziel erreicht!

 

Das tägliche Schreiben habe ich durchgezogen. Auch wenn es manchmal nur ein paar hundert Wörter waren. Auch wenn ich müde war. Auch, als das Leben mir am Ende des NaNoWriMo einen ordentlichen Brocken hinwarf, den ich erstmal verarbeiten musste (aber dann kam schnell der Trotz und sagte: Jetzt hast du so viel geschafft, jetzt lässt du dich davon nicht abbringen!).

 

Es kristallisierte sich heraus, dass ich am besten arbeitete, wenn ich vormittags und am frühen Nachmittag Kundenaufträge bearbeitete und am späten Nachmittag an den Roman ging. Dieser Rhythmus wurde nach und nach zu einer festen Größe im Alltag, was sehr geholfen hat, um dranzubleiben.

Hab ich mein Ziel erreicht?

Grafik mit stilisierten Blumen, Text: Spoonwood for perseverance. WINNER. NaNoWriMo 2022.
Die Belohnung: Den NaNoWriMo "gewonnen"! Image courtesy of NaNoWriMo.

Ja! Sogar beide: Jeden Tag zu schreiben UND im Laufe des November auf 50.000 Wörter zu kommen! Ganz genau sind es sogar 50.366 geworden. Es blieb bis zum Schluss spannend, ob ich es schaffen würde, und ich muss zugeben, dass ich ein kleines bisschen stolz darauf bin!

 

Als ich meine letzte Aktualisierung auf der Website eintrug - die, mit der ich die 50.000 überschritt - wurde ich mit einer Gratulations-Animation belohnt. Und es wurden einige kleine „Preise“ für mich freigeschaltet: darunter das „NaNoWriMo2022 WINNER“-Banner in verschiedenen Social-Media-kompatiblen Größen. Außerdem Links mit Ermäßigungs-Gutscheincodes für bestimmte für Autor:innen interessante Angebote. Man kann also wirklich ein bisschen gewinnen, das war mir vorher gar nicht so bewusst.

Was hab ich dabei gelernt?

Zunächst mal habe ich gemerkt, dass es mir sehr, sehr viel Spaß gemacht hat, an dem Roman zu arbeiten. Wie auch schon an den Kurzgeschichten im Herbst.

 

Ich weiß jetzt, dass es für mich leichter ist, wenn ich - zumindest bei längeren Projekten wie einem Roman - die Handlung wenigstens ein bisschen plane. Es gab auch diesmal zwischendurch Tage, wo ich nicht genau wusste, wie es weitergehen sollte - das macht es für mich schwierig, trotzdem am Ziel dranzubleiben. Außerhalb des NaNoWriMo hätte ich wahrscheinlich ab und zu ein paar Tage „sacken lassen“ und weiter am Plot gearbeitet. Dafür war keine Zeit - was aber auch Vorteile hatte!

 

Ich habe gelernt, dass mir das Schreiben am leichtesten fiel, wenn ich eine Szene wie ein Bild im Kopf hatte. Ob das von meiner Zeit am Theater herrührt? Oder davon, dass wir alle in unserem Leben so, so viele Filme gesehen haben? Mir war nicht bewusst, dass ich so visuell denke. Aber so war es!

 

Insgesamt habe ich viel über Kreativität gelernt. Und das bringt uns zu der Frage:

Was haben denn nun meine Kund:innen davon?

Nun, wenn mir eins klargeworden ist, dann das: Kreativität ist kein Fass, das immer leerer wird, je mehr man daraus schöpft. Im Gegenteil! Während des NaNoWriMo wurde mir sehr deutlich, dass sie sich selbst verstärkt und zunimmt, wenn man sie nutzt. Oder vielleicht trainiert man sie wie einen Muskel. Auf jeden Fall hatte ich den Eindruck, dass ich auch ans Texten für Kund:innen leichter und freier herangegangen bin.

 

Schreiben übt man am besten durchs Schreiben, und zwar durchs Schreiben ganz unterschiedlicher Textsorten. So war es für mich sehr bereichernd, mich am Schreiben eines Romans auszuprobieren. Es brachte noch mehr Geläufigkeit, Flexibilität, Handwerkszeug, Technik und Präzision im Ausdruck. Und natürlich kann das nur gut sein für meine Kund:innen, egal ob im Texten oder im Lektorat.

 

Auch das Dranbleiben, wenn ein Text mal nicht gleich wie von selbst in die Tastatur fließt, trainiert sich durch das Projekt NaNoWriMo. Der NaNoWriMo ist ein Dauerlauf, kein Sprint: Jeder Tag ist anders, mal schreibt sich eine Szene fast von selbst, manchmal ringt man um jedes Wort. Das ist beim NaNo-Projekt nicht anders als bei Kundentexten. Mich einen Monat lang diesem Auf und Ab auszusetzen, hat mich bestärkt in den Techniken, die ich bei Auftragstexten anwenden kann, wenn einer mal etwas weniger leicht fällt.

Und was habe ich geschrieben im NaNoWriMo?

Hm. Soll ich das schon verraten? Ich bin immer noch nicht ganz sicher, ob am Ende wirklich ein Roman aus meinem Projekt wird. Das sollte ich vielleicht noch abwarten, bevor ich davon erzähle! Auf jeden Fall ist es eine Art Urban Fantasy für ein junges Publikum. Oder so ähnlich!

Wie geht es mit dem Roman-Projekt weiter?

Das Romanprojekt ist mit den 50.000 Wörtern aus dem November ungefähr zur Hälfte fertig, schätze ich. Es ist also noch ziemlich viel Arbeit nötig, um wenigstens den ersten Entwurf fertigzustellen.

 

Ich hatte am Ende des NaNoWriMo den Eindruck, dass ich 1. das Projekt etwas ruhen lassen sollte. Deshalb habe ich mir den Dezember "romanfrei" genommen. Dann muss ich 2. in meiner Autorensoftware dringend einiges nachtragen, um einen besseren Überblick über Kapitel, Szenen, Schauplätze, Figuren und Handlungsstränge zu bekommen. Dafür war im 50.000-Wörter-Rausch keine Zeit, und ich habe die Möglichkeiten, die mir die Software bietet, noch längst nicht ausgeschöpft. Drittens muss ich dringend noch ein bisschen nachrecherchieren und plotten, wie es nun weitergehen soll.

 

Das alles kommt im Januar dran. Danach werde ich weiter in der Freizeit an meinem Projekt schreiben - in irgendeinem anderen Rhythmus, den ich mir noch überlegen muss. Und wer weiß, vielleicht wird ja tatsächlich eines Tages ein Roman daraus, den ich veröffentliche!

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Kommentare: 1
  • #1

    Jade (Mittwoch, 21 Dezember 2022 09:08)

    Hallo. :)
    Ich freue mich sehr, dass du mit diesem Beitrag bei der Blogparade mitgemacht hast und uns Einblicke in Vorteile für das professionelle Feld hinein gibst.
    Für die weitere Arbeit am Roman (das Setting klingt spannend, finde ich), gutes Gelingen und viel Freude!
    Liebe Grüße
    Jade von den Meeresträumerinnen